Wer bei Linkmaskierung an Masken denkt, hat schnell Bilder von bunten Karnevalsumzügen im Kopf, bei denen die Menschen in andere Rollen schlüpfen und sein können, wer sie sein wollen. Masken werden aber auch genutzt, wenn jemand nicht erkannt werden will. Das ist bei kriminellen Aktivitäten wie Einbrüchen und Banküberfällen oft der Fall. Masken können also sowohl positive als auch negative Assoziationen wecken. Ähnlich ambivalent verhält es sich mit Linkmaskierung. Schon das Adjektiv „maskiert“ lässt vermuten, dass etwas verheimlicht und im Hintergrund bleiben soll. Dennoch wird die Technik Link maskieren im Netz recht häufig verwendet und nicht immer geht es dabei um kriminelle Machenschaften. Wann maskierte Links Sinn machen und wann nicht, darum soll es im Folgenden gehen.
Was sind denn eigentlich maskierte Links?
Maskierte Links sind zunächst einmal nichts anderes als Ersatz-Links, die meist dann zum Einsatz kommen, wenn sehr lange Links mit vielen Buchstaben und Zahlenkombinationen eingekürzt und „verschönert“ werden sollen. Das ist oft bei Affiliate Links der Fall. Da diese in der Regel sehr lang sind, werden sie maskiert und damit abgekürzt, leiten aber auf dieselbe Zielseite weiter wie der ursprüngliche Link auch. Es geht schlicht darum, beim Originallink überflüssige Parameter zu entfernen. Man nennt das auch URL Rewriting, da die ursprüngliche URL durch eine kürzere URL überschrieben wird. Durch eine Linkmaskierung ändert sich nichts an den Inhalten der Zielseite, daher ist eine Linkmaskierung auch erlaubt.
Vorteile von Linkmaskierung
Der Grund, warum maskierte Links vor allem im Affiliate Marketing so häufig verwendet werden, ist der, dass sie viele Vorteile bieten. So wirken die kurzen Links auf viele Nutzer vertrauenswürdiger als ihre langen Vertreter und werden deshalb auch häufiger geklickt.
Tracking von maskierten Links möglich
Ausgehende Klicks können mithilfe von maskierten Links leichter verfolgt und gedeutet werden. Zwar gibt es auch viele Affiliate-Programme, die beim Tracking helfen können, aber über die maskierten Links kann man die Leistung seiner Links auch selbst überprüfen. Auch die Verwaltung der Links wird durch die Maskierung viel einfacher und es werden sogar einfache A/B Tests ermöglicht. Bei diesen Tests wird gemessen, ob der Traffic auf den Haupt- oder Unterkategorieseiten besser konvertiert.
Ganz nebenbei wird mit maskierten Links verhindert, dass eine Webseite PageRank an den Affiliate Partner verliert.
Link maskieren: Weniger Verwaltungsaufwand
Nicht zu vernachlässigen ist die Tatsache, dass maskierte Links erheblich weniger Verwaltungsaufwand bedeuten als die Originallinks, denn oftmals gibt es nicht nur einen, sondern gleich mehrere Links zu Partnershops. Sobald Händler ein Produkt aus dem Sortiment nehmen und durch ein anderes ersetzen oder andere Veränderungen vornehmen, verändern sich auch die Links. Hat eine Webseite nun 20 Links und mehr zu diesem einen Partnershop, müsste normalerweise jeder Link einzeln mühsam abgeändert werden, was ziemlich viel Aufwand bedeutet. Werden Links über einen Plugin maskiert, wird dieser Arbeitsaufwand erheblich abgekürzt, denn der Link muss nun nur einmal abgeändert werden.
Keine Erkennung durch Werbeblocker
Es gibt auch einen weiteren, sehr offensichtlichen Grund, warum eine Linkmaskierung Sinn macht: Sehr viele Internetnutzer haben Werbeblocker in ihren Browsern installiert, die auch Werbelinks erkennen und diese entsprechend gar nicht anzeigen würden. Dass dieser Umstand für viele Werbetreibende einen Verlust von Traffic und damit auch von Verkäufen bedeuten würde, liegt auf der Hand. Mit einem maskierten Link wird dieses Problem umgangen, denn der maskierte Link wird von dem Werbeblocker nicht als Werbelink erkannt.
Bessere Lesbarkeit im Newsletter dank Linkmaskierung
Maskierte Links werden häufig auch in Emails, z.B. Newslettern, verwendet. Auch hier ist dies meist dann der Fall, wenn sehr lange Links eingekürzt werden sollen. Der Vorteil der Maskierung ist, dass der kurze Link als weniger störend beim Lesen empfunden wird. Außerdem werden Umbrüche, wie sie bei sehr langen Links vorkommen, verhindert. Dadurch wird auch das Risiko minimiert, dass der Link durch den Umbruch „beschädigt“ wird und dann nicht mehr funktioniert.
Nachteile von Linkmaskierung
Jede Medaille hat zwei Seiten. So bietet auch die Linkmaskierung nicht nur Vorteile. Wer seine Links maskieren möchte, sollte sich über folgende Nachteile im Klaren sein:
Keine Lesezeichen möglich
Viele Internetnutzer setzen gerne Lesezeichen zu Webseiten, die ihnen interessante Inhalte anbieten, damit sie die URL nicht mühsam über Google suchen müssen, sondern ganz einfach über die Lesezeichen-Verwaltung abrufen und die gewünschte Information noch mal nachlesen können. Dieser praktische Vorteil fällt bei maskierten Links leider weg, da die direkte URL von Unterseiten nicht mehr erkennbar ist.
Link kann nicht geteilt werden
Wer gerne Verlinkungen auf Social Media Plattformen wie Facebook oder Instagram teilt oder in einem Forum einen interessanten Link mit anderen Nutzern teilen möchte, wird von den maskierten Links bitter enttäuscht: Diese lassen sich nämlich nicht teilen.
Backlinks fallen weg
Uns Offpagern treiben die maskierten Links die Tränen in die Augen, denn es können keine direkten Backlinks zu den Unterseiten gesetzt werden, die über den maskierten Link erreichbar sind. Damit können diese Unterseiten auch nicht durch Offpage SEO gestärkt werden und es fällt ein wichtiger Ranking Faktor weg.
Nachteile für das Ranking in den Suchmaschinen
Linkmaskierungen können negative Auswirkungen auf die Position in den SERPs (Search Engine Result Pages) der Webseite haben. Das liegt daran, dass Webseiten mit maskierten URLs auf Servern mit komplett anderen Adressen gehostet werden. Das führt dazu, dass Suchmaschinen ihre Crawler diese Server durchsuchen lassen und Webseiten mit getarnten URLs abstrafen, weil sie ihnen Duplicate Content signalisieren. Wer also dennoch maskierte URLs verwenden möchte, sollte ein 301 Redirect einrichten, um die Problematik zu umgehen. Dazu später mehr.
Linkmaskierung: Misstrauen bei Nutzern
Bei Nutzern, die sich im Internet nicht ganz so gut auskennen, können maskierte Links vertrauenerweckend wirken, weil sie nicht so kryptisch aussehen wie die langen Originallinks. Bei versierten Nutzern hingegen ist genau das Gegenteil der Fall: Diese erkennen maskierte Links meistens und werden diese möglicherweise gar nicht erst anklicken, weil sie misstrauisch sind und Angst haben, auf betrügerische Webseiten weitergeleitet zu werden. Auch dies kann wiederum dazu führen, dass maskierte Links, die eigentlich auf seriöse Seiten mit guten Inhalten weiterleiten, gar nicht erst geklickt werden und dadurch im schlimmsten Fall irgendwann Rankingverluste erleiden.
Sicherheitsprobleme beim Link maskieren
Tatsächlich können Linkmaskierungen für Nutzer auch Sicherheitsprobleme bedeuten, da sich Malwares und Phishing-Webseites dahinter verstecken können. Auch die Gefahr von Clickjacking besteht, also dass Nutzer durch Anklicken eines Links unwissentlich zu Betrugsopfern werden. Dies geschieht, indem sie z.B. auf betrügerische Webseiten oder Bezahlinhalte umgeleitet werden oder Kriminelle Kontrolle über ihre PCs erlangen.
Wer also plötzlich Mails oder Textnachrichten von seiner Bank oder irgendeinem anderen Anbieter oder Dienstleister bekommt, wo er dazu aufgefordert wird, einen Link anzuklicken und sich dort z.B. mit seinen Daten einzuloggen, sollte extrem vorsichtig sein. Oft versuchen Kriminelle auf diese Weise an sensible Daten des Nutzers heranzukommen, um diese für illegale und für den Nutzer schädliche Handlungen zu missbrauchen. Im Zweifelsfalle sollten Nutzer die URL eines bekannten Anbieters lieber selber in die URL-Leiste eingeben, sich in ihr Konto einloggen und anschließend prüfen, ob wirklich eine Änderung von Daten nötig ist. Oder Sie rufen direkt beim Support des bekannten Anbieters an. Auf keinen Fall sollten Links in solchen Emails einfach so angeklickt werden. Da Phishing-Mails immer professioneller gemacht werden und auch darin enthaltene Links oftmals vertrauenswürdig aussehen, sollte man auf jeden Fall genau hinschauen. Manchmal genügt es schon, mit dem Mauszeiger über den Link zu gehen (ohne anklicken!), um zu erkennen, dass der Link mit einer vertrauenswürdigen URL getarnt ist, aber auf eine unseriöse Seite weiterleitet.
Wie werden maskierte Links erstellt?
Wer sich einmal für eine Linkmaskierung entschieden hat, hat verschiedene Möglichkeiten, diese umzusetzen. Wie so oft hat fast jede dieser Methoden ihre Vor- und Nachteile, die im Folgenden kurz vorgestellt werden sollen.
Link Shortener
Hierbei handelt es sich um verschiedene Anbieter, die kurze Alternativ-URLs zu den Originallinks zur Verfügung stellen. Der Vorteil für Nutzer ist, dass diese Methode sehr schnell und einfach umzusetzen ist. Der große Nachteil ist allerdings, dass entsprechende Dienstleister teilweise auch wieder vom Markt verschwinden und der Link dann möglicherweise nicht mehr funktioniert.
Link Management Plugins
Diese kommen vor allem für die Affiliate-Linkmaskierung zum Einsatz. Vorteile sind mehrere Verwaltungsoptionen und die Möglichkeit der individuellen Linkmaskierung. Mithilfe des Plugins können etwa Daten von Nutzern gesammelt werden, die den Link angeklickt haben. Außerdem lässt sich die Click-Through-Rate messen, Links lassen sich in Gruppen einteilen um sie übersichtlicher zu gestalten und das NoFollow-Attribut lässt sich automatisiert einstellen. Ein Vorteil für Affiliate-Marketer ist auch, dass Nutzer externen Links, die durch eine eigene URL getarnt werden, mehr Vertrauen schenken als fremden URLs. Dies erhöht die Chance, dass der Link häufiger geklickt wird und es im besten Falle auch zu mehr Käufen kommt.
Manuelle Weiterleitungen und Link maskieren
Eine Alternative zu dem automatisierten Erfassen von Links ist der manuelle Einsatz von Redirects. In so einem Fall werden die sogenannten Code Snippets (Teil PHP-Codes) per Hand in die HTML-Syntax integriert. Dies funktioniert über den Header, den HTML-Kopfbereich oder in der htaccess-Datei. Auf diese Weise kann man – im Gegensatz zur zweiten Variante – ganz sicher sein, dass die Weiterleitung auch funktioniert. Die 301-Weiterleitung, die damit eingerichtet wird, signalisiert Google nämlich, dass der gesuchte Inhalt dauerhaft über eine andere Adresse auffindbar ist. Der Nachteil ist freilich, dass man als Seiten-Administrator mehr Arbeit hat. Dafür ist man auf der sicheren Seite, denn Plugins, die nicht richtig funktionieren und wo ein Status Code 302 an den Server zurückgegeben wird, verursachen gleich mehrere Probleme.
Der Status Code 302 gibt an, dass die Inhalte temporär an einer anderen Stelle zu finden sind. Dennoch kann Google die URL indexieren und wird zu diesem Zweck versuchen, auf die Metadaten der Seite zurückzugreifen. Da diese für die Weiterleitungsseite nicht existieren, wird Google sich auf die Zielseite konzentrieren. Dort finden sich in der Regel Texte von fremden Autoren, die aber mit der eigenen Seite aufgrund der 302-Weiterleitung in Verbindung gebracht werden. Im schlimmsten Fall kommt es so – wenn auch unbewusst – zu Urheberrechtsverletzungen. Außerdem sieht Google das als Duplicate Content und wird dementsprechend eine der beiden Webseiten, in den meisten Fällen die Weiterleitungsseite, für das Ranking schlechter bewerten als die Zielseite des Händlers. Mit einer 301-Weiterleitung werden all diese Probleme umgangen.
Post-Redirect-Get-Patterns
Eine weitere Variante ist die Verwendung von Post-Redirect-Get-Patterns (PRG). Dafür wird ein Form-Element verwendet, das Formulare auf Webseiten definiert. Dadurch werden irrelevante Seiten bei der Indexierung nicht mitberücksichtigt und der Linkjuice fließt nur in die als relevant definierten Content-Seiten. Die Navigation ändert sich für den Nutzer nicht.
Nicht alle Links dürfen maskiert sein
Für wen der praktische Nutzen einer Linkmaskierung gegenüber den Nachteilen überwiegt, kann trotzdem nicht einfach in Eigenregie seinen Link maskieren. Zumindest nicht, wenn es sich um einen Affiliate Link handelt, der maskiert werden soll. Am besten überprüft man vorab die Regeln des jeweiligen Partnerprogramms und schaut, ob diese eine Linkmaskierung gestatten oder nicht. Manche Firmen möchten dies auch deshalb nicht, weil sie ihre Marke bekannter machen wollen und diese entsprechend auch in der URL erscheinen soll.
Auch sollten maskierte Links niemals dafür missbraucht werden, Werbung zu verstecken. Das ist auch gar nicht erlaubt, denn eine solche Täuschung würde nicht nur Nutzern, sondern vor allem auch Google missfallen und könnte im schlimmsten Fall zu Abstrafungen und damit Rankingverlusten führen. Deshalb sollten Werbelinks immer eindeutig gekennzeichnet sein, ganz egal, ob es sich dabei um Originallinks oder maskierte Links handelt.
Tatsächlich ist eine Linkmaskierung wohl nur in den wenigsten Fällen zwingend notwendig. Maskierte Links aus Affiliate-Netzwerken mögen hübscher aussehen, aber eigentlich sind sie nicht nötig, da Google Affiliate Links nicht negativ bewertet, egal, wie lang sie sind. Es sind also weder Abstrafungen noch Rankingverluste zu befürchten, wenn Links nicht maskiert werden.
Fazit zur Linkmaskierung
Um die Frage dieses Artikels zu beantworten: Maskierte Links können eine arglistige Täuschung sein, sie können aber auch sinnvoll sein. Diese kurzen und einfach aussehenden Links können also hinsichtlich ihrer Auswirkungen im SEO Bereich überaus komplex sein. Zumindest lässt sich nie pauschal sagen: „Links maskieren ist immer sinnvoll“ oder „Maskierte Links sind böswillige Manipulationen oder Betrugsversuche“. Im Affiliate Marketing (beziehungsweise für Händler, die Affiliate Marketing nutzen) und auch bei Newslettern sind maskierte Links oft sinnvoll, zumindest überwiegen hier die Vorteile meist die Nachteile. Für diejenigen, die intensiv die Möglichkeiten von Link Marketing und Social Media Marketing nutzen wollen, um ihre Seite bekannter zu machen, machen maskierte Links eher weniger Sinn. Dennoch sollte sich jeder, der sich mit dem Thema maskierte Links auseinandersetzt, den Einzelfall genau anschauen und abwägen, ob ein maskierter Link in seinem speziellen Fall Sinn macht oder nicht. Bei genauer Prüfung fällt auch eine Entscheidung für oder gegen einen maskierten Link leichter und dann steht auch einem guten Ranking bei Google nichts mehr im Wege. Zumindest nicht der Umstand, ob der Link nun maskiert ist oder nicht.
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Ronny Schneider
Hallo Annemarie,
eine Linkmarkierung finde ich persönlich schon sehr zweifelhaft. Ich gauckel meinem Besucher ein anderes Linkziel vor und leite dann per Redirect woanders hin. Vertrauenswürdig sieht wohl anders aus, oder?
Ich möchte das hier nicht ins Negative rücken. Aber mir ist zum Beispiel Transparenz ganz wichtig auf meinem Blog. Ich glaube mit Ehrlichkeit kommt man am Weitesten.
Zumal ich mir nicht vorstellen kann, dass das Maskieren von Affiliate Links in allen Fällen durch den Betreiber erlaubt ist. Da sollte man sich vorher die Programmbedingungen sehr genau ansehen.
Letztlich kommt eine Linkmaskierung insbesondere bei Affiliate Links schon dem Betrug sehr nahe. Über den ich vor einiger Zeit auf meinem Blog geschrieben hatte.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Gesetzgeber das auch nicht sehr geil findet. Wo es doch schon Urteile gibt, in denen selbst ein Hinweisbanner vor dem Artikel und ein Icon neben dem Link nicht als hinreichend betrachtet wird. Da wird ein Redirect nicht besser bei Weg kommen, würde ich behaupten.
Die Thematik wird denke ich nach dem Urteil des OLG Köln noch ordentlich Dynamik entwickeln. Wie schon zuvor die ganzen Entscheidungen zu den Influencern und der Kennzeichnung von Anzeigen in den sozialen Medien.
Viele Grüße
Ronny