Was ist MetaGer
MetaGer ist eine 1996 an der Leibniz Universität in Hannover als Forschungsprojekt entwickelte Metasuchmaschine. Diese ermöglicht es Nutzern mit einer Suchanfrage mehrere Suchmaschinen gleichzeitig zu durchsuchen und die Ergebnisse auf Wunsch anonymisiert über einen internen Proxy-Server zu besuchen. Seit Ende 2012 ist MetaGer Teil des gemeinnützigen Vereins SUMA-EV, wird aber weiterhin in Kooperation mit der Universität Hannover betrieben und weiterentwickelt [1].
MetaGer – Geschichte
Schöpfer von MetaGer ist der deutsche Ingenieur Dr. Wolfgang Sander-Beuermann, der bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2012 im Regionalen Rechenzentrum für Niedersachsen beschäftigt war. Den Anstoß für die Entwicklung einer Metasuchmaschine gaben dem Ingenieur die damals noch im Aufbau befindlichen Webserver der Uni Hannover. Im Jahr 1995 gab es mindestens 10 Server, die jeweils zu den verschiedenen universitären Einrichtungen gehörten. Sander-Beuermann fiel bei seiner Arbeit auf, dass es auf jedem der Webserver viele interessante Seiten zu entdecken gab, jedoch keine Möglichkeit existierte, auf allen gleichzeitig nach Inhalten zu suchen. Auf der Suche nach einer Lösung, die eine sehr aufwendige händische Suche überflüssig machen würde, traf der Ingenieur im Usenet auf eine studentische Hilfskraft, die ihm für diesen Zweck die Software Harvest (englisch für „Ernte“) empfahl. Das von der Universität Colorado entwickelte Harvest [2] war in der Lage, sämtliche Texte auf einem Server zu erfassen und in Form einer Datenbank durchsuchbar zu machen. Auf dieser Basis ging 1995 die erste von Sander-Beuermann entwickelte vollständige Uni-Suchmaschine an den Start.
Mit dem Aufkommen des Internets gingen auch immer mehr Web-Suchmaschinen online, bei denen Sander-Beuermann ein ähnliches Problem sah. Denn jede der Suchmaschinen wie Altavista, Lycos & Co. setzte auf einen eigenen und unterschiedlich großen Index an Websites und eine gleichzeitige Suche in allen Datenbanken war zum damaligen Zeitpunkt nicht möglich. 1996 auf der CeBIT-Messe in Hannover kam Sander-Beuermann schließlich die Idee für eine Metasuchmaschine, die eine parallele Suche in mehreren Suchmaschinen ermöglicht. Mit dem Konzept im Kopf programmierte der Ingenieur mehrere Tage und Nächte durch, bis der erste Prototyp stand. Zu diesem Zeitpunkt ging der Entwickler noch davon aus, die weltweit erste Metasuchmaschine entwickelt zu haben. Umso überraschter war Sander-Beuermann als er erfuhr, dass ein Team von der Universität Washington einen Monat schneller war und mit „MetaCrawler“ eine bereits funktionierende Suchmaschine online gestellt hatte. Da sich diese jedoch auf internationale Websites konzentrierte, entschloss sich Dr. Wolfgang Sander-Beuermann, die Metasuchmaschine auf den deutschsprachigen Raum auszurichten. Daher auch der Name MetaGer (Ger = Germany) [3][4].
MetaGer – Funktionsweise
Metager verfügt wie andere Metasuchmaschinen über keinen eigenen Suchindex. Stattdessen durchsucht MetaGer bei einer Suchanfrage die Datenbanken anderer Suchmaschinen wie Bing, Yandex oder Yahoo. Dabei fasst das System die gesammelten Ergebnisse zusammen, entfernt Duplikate und bereitet sie nach internen Rankingkriterien für die Darstellung in den SERPs auf.
Für Nutzer bieten Metasuchmaschinen wie MetaGer verschiedene Vorteile. Einer der größten Vorteile ist die Vielfalt in den Suchergebnissen. Da bei jeder Suchanfrage mehrere Suchmaschinen als Quellen herangezogen werden, können Nutzer neue Inhalte entdecken und sich ein vollständigeres Gesamtbild über verschiedene Themengebiete verschaffen. Welche Quellen das im konkreten Fall sind, lässt sich bei MetaGer über die Einstellungen auswählen. Hier können Nutzer Suchdienste durch Anklicken in die Metasuche einzubeziehen oder davon auszuschließen. Aktuell (Stand: 03/2022) stehen die folgenden Dienste zur Auswahl:
- Bing
- Die Zeit
- Netluchs
- OneNewspage (Deutschland)
- OneNewspage (Video)
- Scopia
- Yahoo
- Yandex
Neben der Suche nach Websites bietet MetaGer auch die Möglichkeit, das Internet nach Bildern, News, Produkten und wissenschaftlichen Publikationen zu durchsuchen. Wie bei der Websuche haben Nutzer hier ebenfalls die Option, über die Einstellungen einzelne Quellen für die Metasuche an- oder abzuwählen. Der Umfang der Auswahl ist unterschiedlich groß. Bei der Bildersuche greift MetaGer zum Beispiel ausschließlich auf die Bilder von Microsoft Bing zurück. Bei Suche nach wissenschaftlichen Artikeln stellt MetaGer die Ergebnisse aus den wissenschaftlichen Suchdiensten TUBdok und BASE zusammen.
Weitere Dienste von MetaGer
Neben der Websuche bietet MetaGer noch weitere Dienste an:
MetaGer Assoziator
Der MetaGer Assoziator bietet Nutzern die Möglichkeit, sich verwandte Begriffe zu einem oder mehreren Suchwörtern anzeigen zu lassen. Ein Beispiel: Zu dem Begriff „Haus“ findet MetaGer relevante Begriffe wie unter anderem „kaufen“, „Hauskauf“, „Geldes“, usw. Damit eignet sich der Assoziator auch als Keyword-Tool für SEO-Zwecke und zur Content-Optimierung. Aktuell (Stand: 03/2022) liefert MetaGer für jeden Begriff bis zu 60 relevante Begriffe, die anhand ihrer Relevanz sortiert sind [5].
MetaGer Maps
2016 ging MetaGer Maps an den Start. Für den Kartendienst greift die Metasuchmaschine auf das Kartenmaterial von OpenStreetMap zurück, verwendet jedoch eine eigene Darstellungsform und bietet einen eigenen Routenplaner an. Wie bei anderen Diensten verzichtet MetaGer laut eigenen Angaben auch bei seinem Maps-Service auf das Speichern von Standortdaten und Bewegungsprofilen [6][7].
MetaGer Zitatsuche
Fester Bestandteil von MetaGer ist auch die Zitatsuche. Über ein Suchfeld können Nutzer wahlweise nach Wörtern innerhalb von Zitaten oder nach Autoren suchen. Die Zitate speichert MetaGer in einer eigenen Datenbank. Bei der Ausgabe verlinkt die Suche die Autoren mit der Websuche [8].
MetaGer und Datenschutz
Eine besondere Rolle spielte bei der Entwicklung von MetaGer die Privatsphäre der Nutzer. Nach eigenen Angaben speichert die Suchmaschine weder personenbezogenen Daten noch leitet sie IP-Adressen an Dritte weiter. Eine Ausnahme dürften hier die in den SERPs geschalteten Yahoo-Ads bilden, die laut MetaGer der Projektfinanzierung dienen. Laut MetaGer ist es jedoch möglich, die Metasuchmaschine anonym mit dem Tor-Browser zu nutzen. Auf diese Weise wird die IP-Adresse zuverlässig verschleiert und lässt keine Rückschlüsse auf den Nutzer zu. Eine weitere Datenschutz-Funktion findet sich direkt in den SERPs von MetaGer. Unter jedem Suchergebnisse befindet sich hier der Punkt „Anonym öffnen“ [9]. Bei einem Klick auf diesen Punkt wird die jeweilige Website über den MetaGer-Proxy geöffnet. Dadurch erfährt der Betreiber der Website weder den Suchbegriff noch die IP-Adresse des Nutzers.
MetaGer und Open Source
Im Jahr 2016 hat MetaGer seinen Quellcode unter der GNU AGPL-Lizenz veröffentlicht [https://metager.de/transparency]. Das heißt, dass Nutzer den Quellcode einsehen, runterladen, verändern und auf seiner Basis eigene Projekte entwickeln können. Ziel der Veröffentlichung [10] ist es, die Community mit in die Entwicklung einzubeziehen, Fehler und Sicherheitslücken schneller zu finden und Anregungen für Verbesserungen zu erhalten.
MetaGer Apps
Für seine Metasuche und den Maps-Service bietet MetaGer alternativ Apps für Android-Smartphones und -Tablets an. Eine App für iOS-Geräte gibt es bis dato (Stand: 03/2022) jedoch nicht [11].
Wissenswertes über MetaGer
- MetaGer nutzt für den Betrieb seiner Webserver sowie für die Büros 100 % Ökostrom [12].
- Der Betrieb von MetaGer wird über freiwillige Spenden und Mitgliedschaften im SUMA-EV sowie mithilfe von Anzeigen innerhalb der SERPs finanziert [13].
- Eine Weiterentwicklung von MetaGer ging 2005 mit MetaGer2 ans Netz, ist mittlerweile aber wieder offline.
Weblinks
- MetaGer Metasuche-Startseite – https://metager.de/
- SUMA-EV – https://suma-ev.de/