Zieht Google jetzt mit Gemini vorbei an ChatGPT?
Google hat kürzlich „Gemini“, sein fortschrittlichstes und größtes KI-Modell, in drei verschiedenen Varianten eingeführt.
In der Version 1.0 hat Google sein neuestes KI-Modell „Gemini“ offiziell vorgestellt. Laut Ankündigung ist es fähig, Content wie Text, Code, Audio, Bilder und Videos gleichzeitig zu verstehen und zu verknüpfen. Diese neueste KI von Google wurde in drei verschiedenen Größen entwickelt, um verschiedene Aufgaben und Systeme zu bewältigen. Google-CEO Sundar Pichai betont, dass die Einführung von Gemini sehr zeitgemäß ist. Das Modell soll in Googles Suchmaschine, Werbeprodukten, dem Chrome-Browser und weiteren Anwendungen weltweit integriert werden.
Gemini für Mobilgeräte und Geschäftsanwendungen
Das zunächst nur auf Englisch verfügbare KI-Modell Gemini wird in drei Varianten angeboten.
- „Gemini Nano“ ist als effizientes Modell konzipiert, das lokal auf mobilen Geräten, wie beispielsweise dem Google Pixel 8 Smartphone, funktioniert.
- „Gemini Pro“, das leistungsfähigere Modell, wird laut Google bereits bei Bard eingesetzt und soll bald in weitere KI-Services von Google integriert werden.
- „Gemini Ultra“ repräsentiert das größte und leistungsfähigste Modell für besonders komplexe Aufgaben, ist jedoch auch das ressourcenintensivste und langsamste. Dieses Modell wird voraussichtlich im nächsten Jahr verfügbar sein.
Ab dem 13. Dezember können Entwickler und Geschäftskunden über Google Generative AI Studio oder Vertex AI in der Google Cloud auf Gemini Pro zugreifen, wie The Verge berichtet.
Erste Tests: Gemini übertrifft GPT-4
Gemini zeigt in verschiedenen Benchmark-Tests herausragende Leistungen und ist nach Angaben von Google das erste Modell, das menschliche Experten im Bereich des umfassenden Mehrfachaufgaben-Sprachverständnisses (MMLU) übertrifft. Für die Tests wurden 57 Themenbereiche wie Mathematik, Physik, Geschichte, Rechtswissenschaften, Medizin und Ethik kombiniert, um sowohl Allgemeinwissen als auch Problemlösungsfähigkeiten zu bewerten.
Gemini zeichnet sich dadurch aus, dass es vor der Generierung von Antworten auf komplexe Fragen eine gründlichere „Überlegung“ anstellt, was laut Google zu signifikanten Verbesserungen gegenüber der Auswahl der erstbesten Antwort führt.
Im direkten Vergleich mit GPT-4 schneidet Gemini in sieben von acht Disziplinen besser ab. GPT-4 hat lediglich im HellaSwag-Test, der logisches Denken in alltäglichen Situationen erfordert, die Nase vorn.
Was sagt Google selbst zu Gemini?
Gemini, das bereits im Mai auf der Google I/O vorgestellt wurde, blieb zu diesem Zeitpunkt noch eher im Hintergrund. Sundar Pichai und Demis Hassabis, CEO von Google DeepMind, beschreiben Gemini als einen bedeutenden Fortschritt in der Entwicklung von KI-Modellen, der weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Produktportfolio von Google haben wird. Pichai betont die Wichtigkeit des Moments, in dem man an einer grundlegenden Technologie arbeitet und sie verbessert, da solche Fortschritte unmittelbar in alle Produkte von Google einfließen.
Welche Google-Produkte nutzen Gemini schon?
Google Bard setzt ab sofort auf Gemini Pro, die mittlere Version des Modells. Dies stellt laut Google das umfangreichste Update für Bard seit dessen Einführung dar.
Gemini wird ebenfalls in Google Pixel Smartphones integriert. Das Pixel 8 Pro ist das erste Modell, das speziell für die Nutzung von Gemini Nano konzipiert wurde.
In Google SGE ist Gemini bereits im Einsatz und ermöglicht dort eine bis zu 40 Prozent schnellere Antwortzeit.
Es wird jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis Gemini in weiteren Produkten des Unternehmens, wo es nützlich sein könnte, zum Einsatz kommt. Für die Integration in die Google-Suche, den Chrome-Browser und Googles Werbedienste sind noch einige Monate vorgesehen. Die Ultra-Version von Gemini wird anfangs nur einer ausgewählten Gruppe von Kunden, Entwicklern, Partnern und Sicherheitsexperten für erste Experimente und Rückmeldungen zur Verfügung gestellt, bevor sie „Anfang des Jahres“ einem breiteren Nutzerkreis zugänglich gemacht wird.
Europa muss noch warten
Derzeit wird Google Gemini ausschließlich auf Englisch angeboten. Zum Start ist es in 170 Ländern verfügbar – Europa ist jedoch nicht dabei.
Wer setzt sich im KI-Rennen durch?
Lange Zeit war Google führend im Bereich von KI. Doch mit ChatGPT geriet der Internet-Riese überraschend schnell ins Hintertreffen. Microsoft sicherte sich hier einen Vorsprung. Jetzt zieht Google bzw. Alphabet also nach und versucht wieder die Pole Position zu erobern.
Es bleibt ungewiss, ob und wie lange Google mit Gemini einen Vorteil gegenüber OpenAI halten kann. Die Einführung von ChatGPT vor etwas mehr als einem Jahr wird oft als der „iPhone-Moment der KI“ bezeichnet, während Google seine KI-Entwicklungen über Monate hinweg ausdehnt. Interessanterweise kündigte Microsoft einen Tag vor der Ankündigung von Google ein bedeutendes Update seines KI-„Copilot“ an: Bald soll dahinter das neue OpenAI-Modell GPT-4 Turbo stehen, welches unter anderem multimodale Fähigkeiten bieten wird.
Wir werden Google Gemini so schnell wie möglich testen und euch unsere eigenen Einschätzungen mitteilen.
Titelbild © Supatman / stock.adobe.com
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