Was ist ein User Interface?
Wörtlich übersetzt bedeutet User Interface “Benutzerschnittstelle”. Die Definition von User Interface bezieht sich als Oberbegriff auf die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, in Bezug auf Software-Anwendungen auf die Schnittstelle zwischen Mensch und Computer. Ziel ist es, das User Interface so zu gestalten, dass der Nutzer die Maschine effektiv steuern kann, ohne dass ihm ständig “Steine in den Weg” gelegt werden. Ein optimal gestaltetes User Interface ist daher effizient, intuitiv und für den Nutzer angenehm bedienbar.
User Interface Design
Im Zusammenhang mit User Interface trifft man zwangsläufig auf das User Interface Design, kurz UI Design. Dieser Designbereich konzentriert sich auf die Benutzeroberfläche, mit der ein Nutzer konfrontiert wird. Das kann wie beim PC ein interaktives System sein, aber auch Systeme ohne Interaktion fallen darunter, z.B. reine Informationssysteme wie ein ÖVPN-Linienplan. Immerhin muss sich auch hier der Nutzer zurechtfinden, sprich: Die Information muss leicht verständlich vermittelt werden und nachvollziehbar sein.
Bei der Entwicklung eines UI Designs spielen die Bedingungen, die Ziele und die Hindernisse bei der Nutzerinteraktion bzw. -reaktion eine Rolle. Die Optimierung soll das System so weit wie möglich an die Anforderungen und Erwartungen des Nutzers anpassen.
Unterschied UX Design und UI Design
Die Begriffe UI Design und UX Design (User Experience Design) werden teilweise synonym verwendet. Sie sind zwar dahingehend sehr eng miteinander verknüpft, dass sie entscheidend für die Wahrnehmung einer Website bzw. eines Online-Produkts sind, beziehen sich aber genau genommen auf verschiedene Herangehensweisen an das Nutzererlebnis:
User Interface Design
- Bezieht sich allein auf die grafische Benutzeroberfläche und demnach allein auf die Schnittstellengestaltung.
- Ziel: Für den Nutzer eine angenehme Interaktion ermöglichen, die für eine nahtlose Interaktion zwischen Nutzer und Produkt sorgt.
User Experience Design
- Bezieht sich auf die Ebene des Nutzererlebnisses.
- Es geht weniger darum, ob etwas reibungslos funktioniert, sondern wie sich der Umgang mit der Website anfühlt.
- Wichtige Fragen sind hier u.a.: Wo erwartet der Nutzer etwas? Wie könnte man ihm bestimmte Wege verkürzen? Welche Möglichkeiten gibt es, Abläufe auf der Website fließender zu gestalten?
Ein ansprechend gestaltetes User Interface wirkt sich positiv auf die User Experience aus. Wenn also schon bei der UI die Grundlagen passen und alle Interaktionen reibungslos funktionieren, ist das eine gute Ausgangslage für eine positive User Experience.
Interaktion zwischen Mensch und Computer verbessern
Bei User Interface geht es nicht darum, dem Nutzer einfach eine schöne, attraktive Oberfläche zu bieten, sondern darum, ihm den Umgang mit dem System so leicht wie möglich zu machen. Auch wenn das je nach Anwendungsszenario sehr unterschiedliche Design-Entwicklungen nach sich zieht, gibt es in puncto “gutes Interface Design” einige allgemeingültige Regeln, die jeder Designer beachten sollte. Ben Shneiderman, ein US-amerikanischer Informatiker, hat diese in “8 goldenen Regeln” zusammengefasst.
Dazu gehören u.a.:
- Konsistenz: Die gesamte Oberfläche sollte konsistent aufgebaut sein, z.B. bei einer Website die Farben, geometrische Elemente und die Typografie. Bleiben diese Eckpunkte konstant, ist es für den Nutzer viel leichter, sich zurechtzufinden. Praktisch umgesetzt bedeutet das z.B., die Navigation auf jeder Seite gleich anzuordnen.
- einfache Fehlerbehandlung: Im Optimalfall ist das System so gestaltet, dass der Nutzer keine Fehler macht, was allerdings so gut wie unmöglich ist. Deshalb sollte dem Nutzer auch die Fehlerbehebung sehr leicht gemacht werden.
- Kurzzeitgedächtnis des Nutzers entlasten: Bedienelemente sollten einfach verständlich, übersichtlich und reduziert dargestellt werden, damit sich der Nutzer nicht zu viele Informationen merken muss.
Weiterführende Informationen:
8 goldene Regeln des Interface Designs
Entwicklung des User Interface
Die Weiterentwicklung von PC-Systemen zieht immer auch Weiterentwicklungen von Benutzeroberflächen nach sich. Während zu Beginn der PC-Entwicklung nur textbasierte Eingaben möglich waren, gibt es heute sogar die Möglichkeit, Software per Gedanken zu steuern.
Eine Übersicht über verschiedene User Interface Arten:
CLI – Command Line Interface
Zu Beginn waren Benutzeroberflächen nur textbasiert, weil die Rechenkapazität für grafische Elemente nicht ausreichend war. Die Eingabe erfolgte also über Texteingabe- oder Tastenkombinations-Kommandos. Welche nötig waren, wussten die Nutzer entweder auswendig oder sie mussten sie aus Kommando-Tabellen entnehmen. Ein Beispiel für CLI ist das DOS System.
TUI – Text User Interface
Auch beim TUI handelt es sich um ein textbasiertes System, allerdings sind hier in der Regel keine Befehlseingaben wie beim CLI erforderlich. Der Nutzer agiert mit einem Menü, das er über die Tastatur oder die Maus bedient. Im Textmodus stehen lediglich die 256 Zeichensatz-Elemente zur Verfügung. Der Dateiverwalter Norton Commander und Turbo Pascal sind Beispiele für TUI.
Die Bezeichnung TUI wird allerdings auch für das Tangible User Interface verwendet:
TUI – Tangible User Interface
Bei dieser Schnittstelle agiert der Nutzer mit der Maschine über ein physisches Objekt, also eine anfassbare/greifbare (tangible) Schnittstelle. Diese Schnittstelle kann als Eingabe genauso genutzt werden wie zur Ausgabe. Bei der “normalen Arbeit am PC” sind die TUI kaum zu finden. Einsatzbereiche gibt es eher im Ausstellungsbereich. So können bspw. in einem Museum Gegenstände angeboten werden, mit denen die Besucher selbst ein Programm steuern bzw. damit interagieren können.
Im Gegensatz zu einer Bedienung per Touchscreen oder per Maus ist das eine lebendigere, einprägsamere Erfahrung. Deshalb werden die Benutzerschnittstellen oft im pädagogischen Bereich eingesetzt oder in Bereichen, in denen Besuchern ein abstraktes Phänomen verständlich erklärt werden soll.
GUI – Graphical User Interface
Die grafische Benutzeroberfläche ist die von den meisten Software-Programmen bekannte Oberfläche und heute das Standard User Inferface für Computer. Hier muss der Nutzer keinerlei Befehle mehr händisch eingeben, sondern klickt einfach auf Menüs oder Symbole, um eine Funktion auszuführen. Gesteuert werden kann per Maus, Funktionstasten oder über Tastenkombinationen. Dadurch ist es im Grunde genommen gar nicht mehr möglich, unsinnige Befehle auszuführen, weil sie gar nicht zur Auswahl stehen. Vereinfacht gesagt handelt der Nutzer beim GUI nur noch nach dem Prinzip:
Sehen, darauf zeigen (mit der Maus, mit dem Finger) und klicken.
Der Erfolg des GUI geht neben der einfachen Bedienung über die Schaltflächen auch auf die Gestaltung in Form von Schreibtischmetaphern zurück, was 1984 mit dem Apple Macintosh eingeführt wurde. 1990 wurde diese Gestaltung zum Industriestandard für PCs. Bis heute steht daher die Diskette als Speichersymbol (auch wenn die Diskette heute kaum noch eine Rolle spielt) oder das Ordnersymbol für die logische digitale Ordnung von Dokumenten.
VUI – Voice User Interface
Hierbei handelt es sich um eine sprach gesteuerte Benutzerschnittstelle, bei der sowohl Spracheingaben als auch Sprachausgaben möglich sind. Die Nutzungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig:
Verbindung mit einer Rufnummer: Möglich ist per VUI z.B. die Verbindungsherstellung zu einer Rufnummer per Voice Dialling (Sprachanwahl). Entweder der Nutzer spricht die Nummer in das Endgerät oder er sagt lediglich den Namen der Person, die angerufen werden soll (Voraussetzung ist im letzten Fall natürlich, dass der Name mit einer Nummer verknüpft eingespeichert ist).
Umwandlung von Sprache in Text (Speech-to-Text) als App, Bestandteil von Betriebssystemen oder Anwendungsprogrammen
Sprachausgabe als Bedienungshilfe, z.B. bei der Navigation oder als Sprachausgabe von Textdokumenten für Blinde
NUI – Natural User Interface
“Natürlich” bedeutet bei dieser Bedienoberfläche, dass sie interaktiv funktioniert und auf Eingaben per Sprache, Berührung und Bewegung reagiert. Ein NUI ist damit eine Verbindung aus GUI, VUI und Gestensteuerung. Auch die Gesichtserkennung ist mit einem NUI möglich. Ein häufiger Anwendungsbereich sind Spielekonsolen wie Xbox oder Wii, bei denen die Steuerung durch eigene Körperbewegungen oder über die Bewegung eines Controllers erfolgt.
Eine Weiterentwicklung ist der OmniTouch von Microsoft. Damit kann der Touchscreen auf ein beliebiges Objekt projiziert werden und lässt sich dort natürlich auch per Berührung bedienen.
PUI – Perceptual User Interface
Die PUI orientieren sich an den natürlichen zwischenmenschlichen Interaktionsformen und verbinden daher GUI, VUI und elektronische Gestenerkennung. Die Wahrnehmung und Verarbeitung dieser Reize wird derzeit noch intensiv erforscht.
BCI – Brain Computer Interface
Bei einem BCI soll der Computer direkt auf Gedanken reagieren, ohne den Umweg eines Eingabegeräts wie z.B. einer Maus, einer Tastatur oder einer Geste. Forschungen in diesem Bereich beziehen sich auf ganz unterschiedliche Anwendungen, z.B.:
- Assistenzsysteme im Auto
- Prothesensteuerung
- Spieleanwendungen
Die Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer besteht aus einem EEG-Gerät, einem Computer und einem Gerät/einer Anwendung, das die “Befehle” ausführt. Das EEG-Gerät nimmt die elektrischen Signale vom Gehirn auf, der Computer übersetzt sie in ein bestimmtes Kommando und leitet das an die Anwendung weiter. Per Gedanken kann somit ein Computerprogramm gesteuert werden, ein Rollstuhl oder ein künstlicher Arm.
Die Forschungen auf dem Gebiet des Brain Computer Interface könnten in Zukunft zahlreichen Menschen mit Behinderungen das Leben erleichtern, da sie so Tätigkeiten ausführen können, die sonst nur mithilfe anderer Personen möglich sind.
Weiterführende Informationen:
Mit der Kraft der Gedanken
User Interface und SEO
Das User Interface ist zwar nicht direkt mit SEO verknüpft, kann aber indirekt den Erfolg einer Seite in den SERPs beeinflussen. Suchmaschinenoptimierung bedeutet eben nicht nur, den Nutzer über die Suche auf die gewünschte Seite zu “locken”, sondern dort auch der Suchintention entsprechende Inhalte zu liefern. Wenn der Nutzer von der erreichten Seite noch lange navigieren und suchen muss, um das Gewünschte zu finden, ist es sehr wahrscheinlich, dass er während des Prozesses abspringt und zum nächsten Suchergebnis wechselt.
Deshalb ist ein gutes User Interface verbunden mit einer guten User Experience enorm wichtig, um nicht nur “reine” Besucher zu bekommen, sondern Nutzer, die auch konvertieren.
Punkte wie:
- eine geringer Bouncerate
- eine lange Verweildauer (natürlich immer abhängig vom Seitentyp und -inhalt)
- klare Seitenstrukturen
kann Google mittlerweile sehr gut messen und ins Ranking einbeziehen. Und genau daran hat ein gut durchdachtes User Interface hohen Anteil.