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Crowdfunding


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Crowdfunding: Was ist das?

Crowdfunding (zu Deutsch: Schwarmfinanzierung) ist eine Finanzierungsart, bei der Internetnutzer (auch die „Crowd“ oder „Crowdfunder“ genannt) Geld zur Finanzierung eines bestimmten Projekts zur Verfügung stellen. Dieses Geld kann zum Beispiel zur Wachstumsfinanzierung von Startups, der Entwicklung und/oder Produktion von Produkten oder der Gründung von Unternehmen dienen. Auch Film-, Kunst- und Musikprojekte sowie Non-Profit-Organisationen nutzen häufig die Möglichkeit des Crowdfundings. Als Gegenleistung erhalten Geldgeber beispielsweise Sachgüter (z. B. das finanzierte Produkt) oder spezielle Privilegien wie beispielsweise den Zutritt zu exklusiven Backer-Events („Backer“ = englisch für Unterstützer) oder den frühen Zugriff auf Software. Eine Rückzahlung bzw. Verzinsung des Geldes oder eine Unternehmensbeteiligung sind bei der Grundform des Crowdfundings nicht vorgesehen.

Geschichte des Crowdfundings

Die erste Crowdfunding-Kampagne im Internet führte im Jahr 1997 die britische Rockband Marillion durch [1]. Ziel der Kampagne war es, mithilfe der Fans eine Reunion inklusive Tournee durch Nordamerika zu finanzieren. Nach kurzer Zeit konnte das Crowdfunding-Projekt der Band Einnahmen in Höhe von rund 60.000 US-Dollar verbuchen und die Tour war gesichert. Später nutzte Marillion die Möglichkeiten von Crowdfunding erneut, um ein Studio-Album zu finanzieren und Fan-Events zu veranstalten. Inspiriert von diesem Erfolg gründete der amerikanische Musik-Produzent Brian Camelio im Jahr 2000 die Crowdfunding-Plattform „ArtistShare“ [2], über die Nutzer in Musikprojekte investieren und im Gegenzug Alben, Autogramme und exklusive Erwähnungen als Unterstützer erhalten können. ArtistShare bezeichnet diese Art der Finanzierung auch als „Fanfunding“ (zu Deutsch: Fan-Finanzierung).

Im Jahr 2005 ging mit „Fundable“ die erste Crowdfunding-Plattform an den Start, die Gründern, Unternehmen und Künstlern aus unterschiedlichen Bereichen ermöglichte, eigene Kampagnen zu starten [3]. Nur wenige Jahre später, im Jahr 2009, musste Fundable seinen Dienst jedoch wieder einstellen, da der Wettbewerb durch die zwischenzeitlich neu auf den Markt gekommenen und mit viel Marketingbudget ausgestatteten Plattformen „Indiegogo“ und „Kickstarter“ zu groß wurde. Die beiden in den USA ansässigen Unternehmen bieten ihre Plattformen international an und sind mit Abstand die Marktführer im Bereich Crowdfunding [4].

Neben den beiden großen Anbietern konnten sich eine Reihe kleinere, auf bestimmte Bereiche spezialisierte Crowdfunding-Plattformen etablieren. Ein Beispiel dafür ist die 2012 gegründete Plattform „Crowd Supply“, über die Hardware-Entwickler ihre Ideen finanzieren und schließlich als fertiges Produkt auf den Markt bringen können. Darüber hinaus haben sich Websites wie „GoFundMe“ entwickelt, die Crowdfunding nicht zur klassischen Finanzierung kommerzieller Produkte nutzen, sondern Menschen in finanzieller Not oder in gesundheitlichen Ausnahmesituationen eine Plattform bieten, über die sie mithilfe der Crowd Spenden sammeln können.

Wie funktioniert Crowdfunding?

Um eine klassische Crowdfunding-Kampagne auf einer Plattform wie Indiegogo oder Kickstarter zu starten, müssen sich Start-ups, Künstler oder auch Produktdesigner zunächst auf der jeweiligen Website anmelden. Anschließend können sie ein Crowdfunding-Projekt einstellen. Ein Schritt, der für den Erfolg einer Crowdfunding-Kampagne ausschlaggebend ist, ist eine aussagekräftige und detaillierte Beschreibung inklusive der Ziele und eventueller Risiken. Neben Bildern und Text setzen die meisten Projekte auf Videos. Im nächsten Schritt gilt es ein Kampagnenziel festzulegen. Dabei handelt es sich um den Betrag, den der Kampagnenstarter mittels Crowdfunding einsammeln möchte, um das jeweilige Projekt oder Produkt realisieren zu können. Hierbei ist zu bedenken, dass die Plattformen eine Gebühr von 3 bis 5 % vom Gesamtbetrag erheben, sofern das Kampagnenziel erreicht wird. Zusätzlich fallen Gebühren für die einzelnen Transaktionen der Crowdfunder an.

Um Interessenten einen Anreiz für das Funding eines Projekts zu geben, können Kampagnen-Betreiber sogenannte Perks bzw. Rewards (zu Deutsch: Belohnungen) festlegen. Dabei kann es sich um Sachgüter wie beispielsweise ein Exemplar des im Rahmen der Kampagne zu finanzierenden Produkts oder auch immaterielle Gegenleistungen wie dankende Erwähnungen im Ab- oder Vorspann eines Films oder Games handeln. Jede Belohnung ist an einen gewissen Mindest-Geldbetrag gebunden, den der Crowdfunder in die Kampagne einbringen muss. Ist die Crowdfunding-Kampagne gestartet, gilt es durch möglichst virale Verbreitung in sozialen Medien oder andere Marketingaktivitäten so viele Funder wie möglich auf die Kampagnenseite zu lenken und dort von einer Beteiligung zu überzeugen. Denn in der Regel wird das mit der Kampagne eingesammelte Geld nur dann an den Kampagnenstarter ausgeschüttet, wenn das zuvor gesetzte Ziel zu 100 % erreicht wurde. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, bei denen der Betrag auch bei Nichterreichen des Kampagnenziels mit Ablauf der Laufzeit ausgeschüttet wird.

Welche Formen des Crowdfunding gibt es?

Mit der Zeit haben sich unterschiedliche Formen des Crowdfundings entwickelt, die spezielle Bereiche abdecken. Diese ähneln sich jedoch alle in dem Punkt, dass die Crowd Geld investiert, um ein bestimmtes Kampagnenziel zu erreichen. Unterschiede gibt es bei der Art der Gegenleistung, die Crowdfunder für ihre finanzielle Unterstützung erhalten. Im Folgenden erklären wir die Unterschiede zwischen den vier gängigsten Crowdfunding-Modellen.

Crowdfunding: Wie oben beschrieben können Startups, Künstler oder Musiker beim klassischen Crowdfunding eine Kampagne starten um beispielsweise die Gründung eines Unternehmens, ein Produkt oder ein künstlerisches Projekt zu finanzieren. Förderer erhalten für ihre Beteiligung in der Regel materielle oder nichtmaterielle Belohnungen. Eine finanzielle Beteiligung am Unternehmen / Projekt und/oder an eventuellen Gewinnen kommt durch die Förderung nicht zustande. Die beiden bekanntesten Plattformen in diesem Bereich sind IndieGoGo und Kickstarter.

Crowdlending: Beim Crowdlending haben Privatleute die Möglichkeit, sich mithilfe der Crowd einen für eine Investition benötigten Kredit zu holen. Der Zweck kann zum Beispiel die Deckung der Kosten für einen Umzug, der Bau einer Garage oder auch das Ablösen eines anderen Kredits sein. Diese Form des Darlehens wird auch als Peer-to-Peer-Kredit bezeichnet. Finden sich für eine Kampagne genügend Funder, kommt der Kredit zustande und wird an den Kreditnehmer ausgezahlt. Dies geschieht zu einem vorgegebenen Zinssatz. Anschließend zahlt der Kreditnehmer das Darlehen inkl. der Zinsen in Raten zurück. Die Crowdfunder erhalten monatlich ihren Anteil inkl. Zinsen ausbezahlt. Während Crowdlending für Kleininvestoren attraktive Renditechancen bietet, sind die Risiken nicht zu unterschätzen. Denn im Falle einer privaten oder geschäftlichen Insolvenz des Darlehensnehmers droht den Geldgebern der Totalverlust ihrer Investition. Die bekannteste Crowd-lending-Plattform ist „Smava“.

Crowdinvesting: Bei dem auch als „equity-based Crowdfunding“ bekannten Modell steht das Erzielen möglichst hoher Renditen im Vordergrund. Anleger haben hier die Möglichkeit, sich schon mit relativ kleinen Beträgen am geschäftlichen Erfolg von Startups, Unternehmen und Projekten zu beteiligen. Häufig werden Anlegern beim Crowdinvesting Renditen von 5 % und mehr versprochen. Das investierte Geld fließt in der Regel als Nachrangdarlehen oder patriarisches Darlehen (auch Mezzanine-Kapital) in das Startup oder Projekt ein. Beide Varianten bergen jedoch für Anleger nicht nur Chancen, sondern ein hohes finanzielles Risiko, das bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals reichen kann. Denn im Falle einer Insolvenz des Unternehmens oder Scheitern eines via Crowdfunding finanzierten Projekts werden zuerst andere Darlehensgeber wie Banken bedient. Zu den bekanntesten Plattformen im Bereich Crowdinvesting zählen „Companisto“, „Seedmatch“ und – speziell für den Immobilienbereich – „Bergfürst“.

Crowddonating: Beim „donation-based Crowdfunding“ können sich Menschen an Fundraising-Kampagnen für mildtätige Zwecke beteiligen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten. Die bekannteste Plattform in diesem Bereich ist „GoFundMe“, über die zum Beispiel Menschen, die mit einer ernsten Erkrankung konfrontiert sind und hohe Krankheitskosten decken müssen, Unterstützung finden können. Die Crowdlending-Plattformen können aber auch zum Sammeln von Spenden für lokale Projekte, ehrenamtliche Stellen oder sportliche Ziele wie die Teilnahme an einem internationalen Wettkampf genutzt werden. Steuerrechtlich gelten die finanziellen Zuwendungen meist nicht als Spende, sondern als persönliches Geschenk und sind daher nicht absetzbar.

Crowdfunding zu Coronazeiten

Einen kleinen Boom hat das Crowdfunding während der weltweiten Coronakrise erlebt. Insbesondere im Bereich Crowddonating verzeichneten die Plattformen international große Zuwächse bei Kampagnen, die auf die Rettung / Erhaltung von Einrichtungen abzielten, die durch die Krise in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren [5]. Einige Plattformen wie zum Beispiel „StartNext“ [6] haben eigens für Corona-Projekte Bereiche eingerichtet, in denen Unternehmen und Vereine entsprechende Kampagne einstellen konnten.

Crowdfunding und das Kleinanlegerschutzgesetz

Crowdfunding und insbesondere Crowdinvesting und Crowdlending sind für Geldgeber mit einigen Risiken behaftet. Im schlimmsten Fall droht sogar der komplette Verlust des investierten Geldes. Aus diesem Grund wurde 2015 das Kleinanlegerschutzgesetz verabschiedet [7]. Dieses erlaubt Privatpersonen nur noch Beträge von bis zu 1.000 Euro ohne Abgabe einer Selbstauskunft oder Vermögensauskunft in ein Projekt zu investieren. Mit Abgabe einer Vermögensauskunft sind bis zu 10.000 Euro möglich, allerdings muss hiermit nachwiesen werden, dass ein frei verfügbares Vermögen von 100.000 Euro vorliegt. Von den Betreibern der Crowdfunding-Plattformen wurde die Einführung des Kleinanlegerschutzgesetzes als kritisch angesehen [8].

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