Kaum ein anderes Thema wird so kontrovers diskutiert, wie die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI). Dabei übersehen Kritiker nicht selten die zahlreichen Vorteile, Chancen und Möglichkeiten, die KI und Nachhaltigkeit für eine bessere Zukunft bereithält. Künstliche Intelligenz kann nicht nur Arbeits- und Produktionsprozesse effizienter und ökonomischer gestalten, sondern auch Vorteile im Bereich Nachhaltigkeit bieten. Sie kann dabei helfen, den Energieverbrauch zu optimieren, Ressourcen effizienter zu nutzen, die CO2-Emissionen reduzieren und Kosten signifikant senken. Ebenso spielt Künstliche Intelligenz im Online-Marketing eine wichtige Rolle. Nachhaltigkeit hat sich auch im Bereich Marketing als Trend etabliert. Das sogenannte Green Marketing rückt immer mehr in den Vordergrund und birgt vor allem in Kombination mit Künstlicher Intelligenz viel Potenzial.
Die aktuelle Ausgangssituation und Bedingungen
Ab einem gewissen Punkt sind Unternehmen gezwungen sich auf mehreren Ebenen mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, ob sie dies möchten oder nicht. Zum einen möchten Kunden nachhaltige Produkte und andererseits gibt es politische Rahmenbedingungen. Konsumenten entwickelten ein stärkeres Bewusstsein für soziale und ökologische Probleme, wodurch sich das Kaufverhalten veränderte. Mehr als sieben von zehn Konsumenten finden es wichtig, dass Unternehmen Verantwortung für unsere Umwelt übernehmen und nachhaltige Produkte bzw. Dienstleistungen anbieten. Künstliche Intelligenz kann dabei behilflich sein, die Nachhaltigkeit zu steigern. Bisher nutzte man KI hauptsächlich zur effizienteren und wirtschaftlicheren Produktion. Im Bereich des Online-Marketings gibt es ebenfalls einen Trend zum sogenannten Nachhaltigkeitsmarketing.
Green Marketing – Was hat es damit auf sich?
Nachhaltigkeitsmarketing beschreibt eine Form des Marketings, welche alle drei Säulen der Nachhaltigkeit (Ökonomie, Ökologie und Soziales) miteinander vereint. Inbegriffen ist beim Nachhaltigkeitsmarketing Social Marketing (soziales Marketing), Green/Environmental Marketing (Umweltmarketing), Sociental Marketing (Gesellschaftsmarketing), Ecological Marketing (Ökologische Marketing) und Sustainable Marketing (nachhaltiges Marketing). Diese besondere Form des Marketings ist notwendig, um den neuen Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden.
Unter Green Marketing versteht man die Gesamtheit aller Werbe- und Informationsvorhaben, welche die Nachhaltigkeit der Produktionskette aufzeigt. Außerdem beschreibt der Begriff sämtliche Marketingmaßnahmen, die nachhaltig die Verbesserung der Umweltbilanz eines Unternehmens und seiner Produktionsabläufe beeinflussen.
Vorteile von Green Marketing
- Markenimage verbessern: Erreichen Sie mit nachhaltigen Produkten eine werteorientierte Zielgruppe und optimieren Sie das Image Ihres Unternehmens.
- Höheres Maß an Loyalität: Das öffentlich wahrgenommene Image des Unternehmens sollte mit all seinen Handlungen übereinstimmen, denn dies ist die Grundlage für eine nachhaltige Kundenloyalität. Es zeigt, dass das Unternehmen bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.
- Höhere Gewinnspannen: Umweltbewusste Konsumenten sind bereit, mehr Geld für nachhaltige Produkt zu zahlen. Anfangs muss ein Unternehmen zwar mehr für die nachhaltige Produktion investieren, kann dadurch aber langfristig die Gewinne steigern.
Nachteile von Green Marketing
- Subjektive Perspektive: Nicht alle Beteiligten werden Ihre Bemühungen um nachhaltiges Marketing befürworten. Das liegt daran, dass das Thema Nachhaltigkeit kontrovers diskutiert wird.
- Skepsis durch Greenwashing: Leider gibt es viele Marken, die mit Nachhaltigkeit werben, obwohl dies nur bedingt stimmt und die Produkte bzw. Dienstleistungen nur bedingt ökologisch sind. Die vermeintliche Nachhaltigkeit bezeichnet man als „Greenwashing“.
- Grünes Marketing verursacht Widerstand: Da nicht alle Konsumenten der Meinung sind, sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzen zu müssen, kann dies Widerstand verursachen. Schlimmstenfalls werden Ihre Produkte bzw. Dienstleistungen gemieden.
Das Potenzial von KI für Green Marketing
Künstliche Intelligenz bietet großes Potenzial für Green Marketing. Beide zukunftsrelevante Trends – Nachhaltigkeit und KI – lassen sich gewinnbringend mit Marketing verbinden. Inbegriffen ist dabei nicht nur der ökologische Faktor, sondern auch das nachhaltige Wachstum und die gesamte Corporate Social Responsibility (CSR) der Unternehmen. Hinzukommen Konzepte wie die Corporate Digital Responsibilty (CDR), für die der Bundesverband der Digitalwirtschaft mit dem „CDR Building Bloxx“ einen Leitfaden erstellt hat.
KI bietet viele Einsatzmöglichkeiten im Green Marketing, denn es können themenbezogene Recherchen zu Umweltthemen durchgeführt werden. Vor allem Datenanalysen und Informationen zu Nutzerverhalten sind interessant, um auf deren Basis kundenorientierte Marketingkampagnen zu erstellen. Hierbei können Fragen geklärt werden, wie beispielsweise:
- Wer ist Veganer, Vegetarier oder Pescetarier?
- Wer ist am Kauf eines Elektroautos interessiert?
- Welche Nutzer fahren bereits ein Elektroauto?
- Welche Zielgruppe interessiert sich aktuell für Solaranlagen?
- Welche nachhaltigen Materialien bevorzugen Eltern bei der Spielzeug- oder Kleiderwahl ihrer Kinder?
- Welche Altersgruppe kauft bevorzugt Fairtrade-Schokolade?
- Wer kauft bevorzugt Produkte aus der Region?
Demnach kann KI Ihrem Unternehmen nicht nur dabei helfen, Ihren ökologischen Fußabdruck durch eine nachhaltige Lieferkette zu verbessern, sondern generiert auch zielgerichtete Marketingbotschaften. KI kann für die Recherche, Datenanalyse sowie die Text- und Bilderstellung herangezogen werden.
Praxisbeispiele für den Einsatz von KI im Unternehmen
Ergebnisse einer Studie des Fraunhofer-Instituts zeigen, dass Künstliche Intelligenz großes Potenzial birgt, aber nach wie vor unterschätzt wird. Demnach könne KI die Produktionsprozesse optimieren, wie dies bei Firma Henkel der Fall sei. Oder sie könne dabei helfen, Maschinen besser einzustellen – wie bei Firma Multivac. Die Verpackungsmaschinen des Unternehmens bedürfen einer regelmäßigen Parameteranpassung, abhängig davon, welche Materialien genutzt werden. Diese Aufgabe kann beispielsweise Künstliche Intelligenz übernehmen und die Maschinen perfekt konfigurieren. Dadurch profitiert das Unternehmen von einer enormen Zeit-, Energie-, Material- und Kostenersparnis. Das Fraunhofer-Institut möchte Unternehmen bei der Nutzung von KI unterstützen und hat deswegen eine Studie mit einem Leitfaden mit sieben Schritten veröffentlicht (siehe Quellenangabe).
Mit KI die Lebensdauer von Ressourcen verlängern
Ein weiteres spannendes Beispiel für eine gelungene Kombination von Nachhaltigkeit und KI ist die Große-Belt-Brücke in Dänemark. Der Betreiber der 18 Kilometer langen Brücken- und Tunnelkonstruktion ist die Sund & Bælt Holding. Für das Unternehmen stellte die Wartung der Brücke eine große Herausforderung dar, doch dank KI konnten die Wartungsarbeiten vereinfacht werden. Zusammen mit IBM entwickelte der Betreiber eine KI, um die Konstruktion zu überwachen und jegliche Veränderungen zu simulieren. Dabei berechnet die Künstliche Intelligenz, welche Folgen beispielsweise eine höhere Verkehrsbelastung oder Wetterbedingungen haben kann. Das Unternehmen hofft, dadurch die Lebensdauer der Brücke und der verwendeten Ressourcen um 100 Jahre zu verlängern und somit 750.000 Tonnen CO2 einzusparen.
Künstlicher Intelligenz gegen den Klimawandel
Mithilfe von KI können wir auch gegen den Klimawandel vorgehen bzw. besser mit ihm umgehen, denn KI kann ermitteln, welche Baumarten angepflanzt werden sollten, um Grünflächen und Waldgebiete an die neuen Bedingungen des Klimawandels anzupassen. Ferner kann Künstliche Intelligenz beim Naturschutz unterstützen, indem sie Daten zur Häufigkeit und Verbreitung gefährdeter Tiere- und Pflanzenarten analysiert und evaluiert, um auf Basis der gewonnenen Daten zielgerichtete Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
Darüber hinaus kann auch die Kreislaufwirtschaft durch die Nutzung von Künstlicher Intelligenz umwelt- und ressourcenschonender agieren. Sie kann die Abfallsortierung verbessern und somit Recyclingquoten von Kunststoffen, Textilien oder Gewerbeabfällen erhöhen. Ebenso besteht Optimierungsbedarf durch KI beim Güterverkehr, da KI diesen effizienter und klimaschonender gestalten und steuern kann.
Quellen & weiterführende Informationen
Nachhaltigkeit durch Künstliche Intelligenz: Was ist möglich? | haufe.de
Mit Künstlicher Intelligenz zu mehr Nachhaltigkeit | fraunhofer.de
Künstliche Intelligenz für Umwelt und Klima | bmuv.de
KI und Nachhaltigkeit | ki.nrw